A Walden of Our Own
Interviews & articles
Interview by Rock Hard (05/2004)
30 Apr 2004
With
Tuomas
Der Vierfache Nemo
Die Kitsch - Metal - Institution Nightwish mag von diversen Szenewächtern belächelt werden. Dennoch warten Heerscharen von Fans ungeduldig auf das neue Album. Das Rock Hard ließ sich “Once” in Helsinki gleich ein halbes Dutzend Mal durch die Ohren schmeicheln.
Schon ein kurzer Blick aus dem Flugzeugfenster genügt: Es liegt Schnee in Helsinki. Zumindest die schmutzigen Reste davon. “Bauhaus - The Home Store” lockt als erstes Schild auf der folgenden Busfahrt durch einige Waldgebiete und die spärlich bebauten Randgebiete der finnischen Hauptstadt, gefolgt von einer Werbung für ein Sixpack Bier für schlappe 6,50 Euro. Ein paar Ami - Touristen lachen über das Wort “Utfart”, aber die finden ja schon das deutsche Wort “Ausfahrt” very funny. Da finnisch keine romanische Sprache ist, kapiert man eh nur aus anderen Kulturen eingeschleppte Wortschöpfungen wie “Kioski”, “Grilli” oder “Oopera”. Der Rest klingt mal niedlich, mal regelrecht bedrohlich. Ein lokaler Pizza - Service heißt z.B. “Koti-Pizza”. Das Zeug schmeckt aber trotzdem …
Wie Großstädte im ausklingenden Winter nun mal aussehen, zeigt sich auch Helsinki von seiner schmuddeligen Seite. Der Himmel spendiert uns Graupel, frostigen Nieselregen und etwas Schnee. Die eisern durchhaltenden Straßenmusiker sind überwiegend elektrisch verstärkt am Rumdudeln und klampfen auch mal was von Metallica in die hastig vorbeieilenden Touris und Eingeborenen. An Erstere versucht ein Händler “Helsinki fuckin´ City” - Shirts zu verdealen. Die Schaufenster der Plattenläden locken mit der neuen CD von Timo Rautiainen & Trio Niskalaukaus und der HIM - Best - of - Scheibe. Die Landesflaggen hängen noch wegen der Madrid - Attentate auf Halbmast. Und in jeder Pizzeria und Kneipe dudelt zwischendurch irgendwann mal irgendwas von Nightwish, die in ihrer Heimat inzwischen Doppel - Platin - Helden sind.
Vier Fünftel der Band erwarten die internationale Journaille am folgenden Mittag in einem Rockclub. Frontelfe Tarja Turunen ist gar nicht erst vor Ort. Nach der Orakelei, die sie im Vorfeld des letzten Albums “Century Child” über einen etwaigen Ausstieg verbreitete, ist das dem Rest der Gruppe wohl auch lieber…
Manager Ewo Rytkönen verteilt Kondome im Nightwish - Design, macht sich mit Freigetränken beliebt und legt dann endlich den Grund des Kommens der Schmierfinken in den Player. Auf Dauerrotation dröhnt “Once” durch die Boxen. Sechs Umrundungen später muss man sich zwar die entschuldigende Studioreport - Floskel “Nach einem Durchlauf kann man sich noch kein abschließendes Urteil erlauben” abschminken, ist aber etwas überrollt von dem ganzen. Neun der elf Songs kommen mit Orchesterbegleitung, und die Tracks sind teilweise deutlich progressiver als das alte Material.
Bandchef und Keyboarder Tuomas Holopainen sieht “Once” daher auch als Neustart, als er sich zwischen diversen Stücken leckerer “Kotipizza” Zeit für ein Rock - Hard - Gespräch nimmt.
“Once” ist unser fünftes Album, und ich bin zum ersten Mal richtig zufrieden. Ich bin verdammt stolz auf die Scheibe. Früher dachte ich hingegen immer, das wir es noch besser hätten machen können.
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